Home Über uns Wirtschaft und Handel Kontakt Konsularservice Bildung Presse Links
 
Home > Themen > Tatsachen über Tibet
8. Reinkarnation von Tulkus (Lebenden Buddhas)
2021-03-11 17:02

Der Glaube an die Wiedergeburt existiert in verschiedenen Religionen. Jedoch nur im tibetischen Buddhismus gibt es das Nachfolgesystem mit der Reinkarnation lebender Buddhas, die auf tibetisch Tulkus oder Rinpoches genannt werden. Die höchsten Lamas, etwa die Äbte eines Klosters, kehren nach ihrem Tod in Gestalt eines Kindes auf die Erde zurück und übernehmen wieder das Amt ihres Vorgängers. Das ist ein zentrales Dogma des tibetischen Buddhismus.

Ein Wandgemälde im Norbulingka, der ehemaligen Sommerresidenz der Dalai Lamas, zeigt die Audienz des 5. Dalai Lama beim Kaiser Shunzhi in Peking.

Eingeführt wurde das Nachfolgesystem per Reinkarnation im 13. Jahrhundert von der Schule der Karmapas in ihrem Hauptkloster Tsurphu. Bereits ab der 3. Generation war der Vorgang mit der Zentralregierung Chinas verbunden und 1333 verlieh Kaiser Shun der Yuan-Dynastie den Karmapas ihre Titel und setzte sie damit offiziell in ihre Ämter ein. So existiert beispielsweise noch das Siegel für den 5. Karmapa vom Ming-Kaiser Yongle. 

Später übernahmen die anderen großen Linien des tibetischen Buddhismus diesen Brauch. 1409 gründete Tsongkhapa den Orden der Gelugpas (Gelbemütze). Seine Schüler und Nachfahren standen wieder in engem Kontakt mit der chinesischen Hauptstadt. 1578 wurden Sonam Gyatso von Altan Khan, dem Shunyi Prinzen der Ming-Dynastie, der Titel Dalai Lama verliehen. 1653 wurde Ngawang Lobsang Gyatsho zu einer Audienz beim Kaiser Shunzhi nach Peking berufen. Der Kaiser verlieh ihm den Titel „Der Dalai Lama, hervorragender, aus sich selbst existierender Buddha des Westens“ sowie ein goldenes Amtssiegel, wodurch der Titel des Dalai Lama und sein rechtlicher Status in der tibetischen Religionsgemeinschaft offiziell von der Zentralregierung festgelegt wurden. Seit dieser Zeit besteht die Regelung, dass die Reinkarnation vom Dalai Lama von der Zentralregierung genehmigt werden muss.

Die vom Kaiser Qianglong persönlich entworfene Goldene Urne und Elfenbeinlose, die im Yokhang Tempel in Lhasa aufbewahrt werden.

Die Klöster Tibets waren nicht nur spirituelle Orte, sondern auch wirtschaftliche Kräfte und in politische Angelegenheiten involviert. Nicht selten führten Kämpfe um die Nachfolge zu Manipulation, Korruption oder Unruhen. Im 18. Jahrhundert eskalierte solch ein Nachfolgekampf derart, dass ein hoher Lama die Gurkhas zu Hilfe rief. Es herrschte Chaos und Krieg in Tibet. Auf Anfrage aus Lhasa schickte der chinesische Kaiser Qianlong Truppen und sorgte für die Wiederherstellung der Ordnung. Als Konsequenz daraus und um weitere Vorfälle dieser Art zu vermeiden, führte Peking 1793 im Kaiserlichen Edikt die 29-Punkte-Vorschrift zur effektiveren Regierung Tibets ein. Zentraler Bestandteil zur Bestimmung ranghoher Nachfolger wie den Dalai Lamas und Panchen Lamas war ab diesem Zeitpunkt die Losziehung aus der Goldenen Urne. Vom Prinzip her folgte der Kaiser damit dem alten Brauch des göttlichen Urteils im tibetischen Buddhismus, der früher mit Tsampa Bällen durchgeführt wurde. 

Bericht des Regenten Rwa Sgreng an denSonderbeauftragten der chinesischen Regierung Wu Zhongxin bezüglich des Prozesses der Suche und Anerkennung des reinkarnierten Seelenjungen des 13. Dalai Lama sowie der Bitte um eine Ausnahmegenehmigung von der Auslosung.

Der 8. Dalai Lama hat das Prozedere im gleichen Jahr im Dokument des Wasserbüffels bestätigt und 1822 kam das neue System mit der Losziehung aus der Goldenen Urne bei der Suche nach der Reinkarnation des 9. Dalai Lama unter Vorsitz des chinesischen Ministers Wen Gan in Lhasa erstmals zum Einsatz. Anschließend mußte auch hier der neue 10. Dalai Lama von der Zentralregierung und vom damaligen chinesischen Kaiser Daoguang genehmigt werden. Ebenso wurden danach auch der 11. und der 12. Dalai Lama durch die Goldene Urne gewählt. Durch Jahrhunderte der Evolution ist das System der Goldenen Urne eines der wichtigsten religiösen Rituale und historischen Bräuche im System der Reinkarnation für lebende Buddhas im Tibetischen Buddhismus geworden. Insgesamt wurden von 1793 bis 1949 in China 39 Reinkarnationslinien lebender Buddhas identifiziert, von den 91 lebenden Buddhas wurden 76 durch die Losziehung aus der goldenen Urne gewählt, die 15 anderen wurden von der Zentralregierung als Ausnahmen erlaubt, Beispiele hierfür sind der 9., der 13. und der 14. Dalai Lama.

Der Erlass der chinesischen Regierung über die Sondergenehmigung der Anerkennung von Lhamo Döndrub als den 14. Dalai Lama mit Ausnahme von der Auslosung und der Bewilligung der Ausgaben für seine Inthronisierung.

1936 verkündete die Regierung der Republik China die Rechtsvorschriften zur Reinkarnation der Lamas. Im Falle der Suche nach dem Seelenkind des 13. Dalai Lama traf dazu 1940 ein Sondervertreter der chinesischen Zentralregierung in Lhasa ein, um den Nachfolger zu inspizieren. Danach sprach die Zentralregierung die Ausnahmegenehmigung für den 14. Dalai Lama aus, was nur ihr vorbehalten ist, und bestätigte ihn ohne die Ziehung aus der Goldenen Urne im Amt. Bei der anschließenden Inthronisierungszeremonie hatte der chinesische Sondervertreter den Vorsitz inne.

Der Staatsrat Li Tieying überreicht im Namen der chinesischen Zentralregierung dem 11. Panchen Lama das Goldene Album und das Goldene Siegel.

Seit Gründung der Volksrepublik China wurden der 11. Panchen Lama und der 6. Dedruk Rinpoche mit Goldener Urne vor der Shakyamuni Statue im Jokhang Tempel gewählt. 2007 wurde die Verwaltungsverordnung über die Reinkarnation von lebenden Buddhas des tibetischen Buddhismus eingeführt. Die Maßnahmen respektieren religiöse Rituale und historische Bräuche und erfüllen die Ansprüche der Gläubigen. Wichtige lebende Buddhas wie die Nachfolger der Dalai Lama müssen künftig mit der Losziehung aus der Goldenen Urne gewählt werden. Die Suche nach dem Seelenkind muss auch in China stattfinden. Seit 2016 kann man in einem Onlinesystem (http://hf.tibet.cn/tibet/pubresource/search.jsp) nach den Informationen von bis dahin 1311 von der chinesischen Regierung bestätigten lebenden Buddhas suchen.

Über diese beiden Links erfahren Sie mehr zu dem Thema:

Deutschsprachige Film-Dokumentation: Die Reinkarnation lebender Buddhas. Wahl der Dalai Lama.

Online-Museum: Sonderausstellung zur Reinkarnation tibetischer lebender Buddhas.

Suggest to a friend
  Print