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Botschafter Ma: Interview von Tagesschau.de
2008-04-16 00:00

Frage:Tagesschau. de hatte vor drei Tagen eine Umfrage auf der Seite, ob der olympische Fackellauf abgebrochen werden sollte oder nicht. Gestern war auf mehr als 7000 chinesischen Web-Seiten die Meldung zu lesen, dass tagesschau.de diese Frage auf der Seite hat. Die Chinesen wurden im Internet dazu aufgefordert, die Frage zu beeinflussen und gegen einen Abbruch des Fackellaufs zu stimmen. Wie kommt so etwas zustande?

Antwort: Die westlichen Medien, darunter auch einige deutsche Medien haben bei Berichterstattungen über Gewaltverbrechen der tibetischen Separatisten in Lhasa am 14.März viele Tatsachen entstellt. Über die gewaltsame Störung des Fackellaufes in London und in Paris haben sie auch gejubelt, statt sie zu verurteilen. Das alles hat bei der chinesischen Bevölkerung einschließlich Auslandschinesen und chinesischer Studenten im Ausland große Empörung hervorgerufen. Dass sie Ihre Umfrage als Gegelegenheit nehmen, um ihre Empörung zum Ausdruck zu bringen, ist spontan und auch verstandlich. Auch wir in der Botschaft bekommen jeden Tag unheimlich viele Briefe und Anrufe von Auslandschinesen, chinesischen Studenten und auch von Deutschen, die ihre Proteste und Enttäuschungen gegen einseitige Berichterstattungen der hiesigen Medien ausdrücken.

Frage: Können Sie sich vorstellen, wer für eine solche Kampagne verantwortlich ist?

Antwort: Diese Frage müssen Sie an sich selbst stellen. Es ist gerade die unverantwortlichen Berichterstattungen von einigen Medien, die die Empörungswelle von Chinesen und anderen friedliebenden Leuten der Welt ausgelöst haben.

Frage:Könnte die chinesische Regierung dafür verantwortlich sein?

Antwort: Das muss ich energisch verneinen. Sie wissen vielleicht noch nicht, dass es in China mehr als 100 Mio. Internetnutzer gibt. Sie können jederzeit auf dem Internet ihre eigenen Meinungen zu verschiedenen Fragen äußern. Glauben Sie wirklich, dass alles von der chinesischen Regierung organisiert werden könnte oder müsste?

Frage:Es liegt ja nahe, dass es sich um eine gelenkte Kampagne handelt. Welche Auswirkungen kann so etwas auf das Bild Chinas in Deutschland haben?

Antwort: Manche glauben, dass die falsche Darstellung in Berichterstattungen über China nur das Image Chinas beschaedigt. Das ist sehr naiv. Ich kann Ihnen sagen, das hat bereits Ihrem eigenen Image in China und unter der chinesischen Bevölkerung Schaden zugefügt, der sich auch in Zukunft auswirken kann. Die Menschen haben gesehen, wie die westlichen Medien durch die Tatsachen entstellende Berichterstattung ihre Glaubwürdigkeit verloren haben.

Frage: Die chinesische Regierung hat vermehrt Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien zu den Themen Tibet, Olympiaboykott und Fackellauf geübt. Warum versucht die chinesische Regierung die Berichterstattung westlicher Länder zu beeinflussen? Welche Vorstellung von Journalismus steht dahinter?

Antwort: Von Beeinflussen kann es überhaupt keine Rede sein. Wir haben nie vor, die westlichen Medien und die Öffentlichkeit zu beeinflussen. Dazu sind wir auch nicht in der Lage. Aber wir sind der Meinung, dass die Medien sich an das allgemeingültige Prinzip halten sollen, nämlich die Tatsache zu respektieren. Wir erwarten von westlichen Medien Objektivität, Sachlichkeit und Ausgewogenheit. Ich hoffe, dass deutche Medien zu besserer Verständigung zwischen China und Deutschland beitragen können.

Frage: Anfang April wurde der chinesische Menschenrechtler Hu Jia wegen seiner Kritik an den Olympischen Spielen zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Begründung: Seine Artikel würden die chinesischen Staatsgewalt untergraben. Was denken Sie: Welches Licht wirft ein solcher Vorfall auf die Verhältnisse in China?

Antwort: China ist ein Rechtstaat. Egal, wer das chinesische Gesetz verletzt, der wird gesetzmäßig bestraft. Das ist eine innere Angelegenheit der chinesischen Souveranität und hat mit Menschenrechten nichts zu tun. Wir wünschen, dass andere Länder chinesische Gesetze und Souveranität respektieren.

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